Sonntag, 28. Februar 2010

Vom "Beach House" nach "Norway"


Für Träumer ist die Konfrontation mit der Realität die größte Herausforderung und Qual. So erging es auch wahrscheinlich dem Duo "Beach House", das versuchte während ihrer sechs Monate langen Pause sich mit dem Alltag eines jeden gewöhnlichen Menschens zu arrangieren. Dass solche Experimente natürlich eher fehlschlagen, sollte ein logisches Ergebniss sein, wenn man sich auf dieses Gedankenspiel einlässt. Somit kann man das neue Album "Teen Dream" als einen verträumten echoloten Affront des Indiepops gegen die Normalität des Gewöhnlichen ansehen.
Weit und direkt klingt die lieblichen Melodieteppiche, die geknüpft wurden sind aus einer verschwommen und surrealen Atmosphäre, und auf ihnen schwebt die schleifende Stimme von Victoria Legrand in Richtung "Norway", der ersten Singel des Albums.




Rückblick

Verträumt schaut Tristan in den rot-orangen Sonnenuntergang und erinnert sich an seine Kindheit, in der er noch dachte, dass die einzige Arbeit die Fabriken zu verrichten hätten, wäre Wolken zu produzieren und in den Himmel zu entlassen. Dies war auch die Zeit, in der sich sicher war irgendwann einmal mit Seifenblasen jonglieren zu können.

Samstag, 27. Februar 2010

It´s "Summertime!"

"This is the saddest summer ever", singt Jonathan Pierce von "the Drums" und man möchte ihm unweigerlich laut und schrill "Lügener" ins Gesicht schreien, denn wer "Summertime! EP" hört, das sieben Songs lange New Wave-Synth-Ethnopopwerk der jungen Brooklyner, wird sich unweigerlich auf den Sommer freuen und all dem, was er so mit sich bringt, Flirts, Trinkgelage und faul am See oder Meer liegen. Dass the Drums genau für solche Momente Lieder schreibt wird dem Schwerfälligsten spätestens bei "let´s go surfing" klar. Eins muss natürlich noch gesagt sein, diesese Sommergefühle und-stimmungen werden eher im Stil von "the Smiths" oder den frühen "Depeche Mode" beschrieben und interpretiert, somit gliedern sich "the Drums" in das 80er Revival ein. Wir freuen uns dank ihnen schon jetzt auf den Sommer, zu mal auch dann das erste Album von "the Drums" erscheinen soll.



Die Arbeit hat sich gelohnt - das neue Album der Shout out Louds "Work"


Sie sind zurück. Nach einer Ruhephase vom sechs Monaten melden sich die "Shout out Louds" mit ihrem dritten Album "Work" wieder. Traurigste Melancholie verpackt in zuckersüßen Melodien und schwermütigen Texten, vorgetragen von Frontmann Adam Olenius, dessen Stimme eines der markantesten Merkmale dieser wunderbaren schwedischen Band ist, die sich spätestens mit ihrem zweiten Album "Our Ill Wills" in die Herzen der Indie-Hörerschaft spielten. Wobei im Vergleich zu diesem Meisterwerk der Popkultur, "Work" mit weitaus weniger Instrumentalisierungen und Pathos auskommt, jedoch keinesfalls die Magie des Vorgängers verliert. Den besten Beweis dafür dürften die Songs "Fall Hard" und "Walls" sein. Wer sich live von dem Ouintett überzeugen möchte, sollte am 25.03 das Astra besuchen.






Mittwoch, 24. Februar 2010

Hört ihr die Signale? Erste Acts fürs Melt! 2010 stehen fest

Im postapokalyptischen Winter gibt es eine Nachricht, die die Herzen wärmt und den Sommer in greifbare Nähe bringt, die ersten Bands haben ihre Teilnahme am Melt! bestätigt. Eins kann ich versprechen, jeder der die Actlist durchliest wird unwillkürlich anfangen zu lächeln und zu tanzen.
Mit dabei sind:

Blood Red Shoes
Booka Shade
Egotronic
Foals
Get Well Soon
Massiv Attack
Ricarado Villalobos
Sascha Funke
The XX
Tocotronic
WhomadeWho

Hab ich zu viel versprochen? Wir sehen uns, wenn bunte Lichter blitzen

POP-Pioniere der nächsten Dekade? Delphic & Yeasayer

Das Problem bei elektr-onischer Musik ist oft, dass die synthetischen Sounds oft nur an der Oberfläche kratzen und sich im Zeitalter von Abelton Live in Gleichklang verliert und somit dem amüsiersüchtigen Konsument gefallen mögen, die tiefe emotionale Verbindung zwischen Künstler und Hörer verloren geht. Um dies zu vermeiden gibt es zwei Wege, zu einem den Sound zu perfektionieren und radikalen Erneuerungen zu unterwerfen oder aber mit altbekannten zu kombinieren, sprich mit klassischen Pop- und Rockarrangements. Zwei Bands haben sich für den zweiten Weg in den Popolymp entschieden, die aus Brooklyn stammenden Yeasayer, mit ihrem Zweitwerk "Odd Blood" und Delphic mit ihrem Debüt "Acolyte" aus Manchester. Die beiden Fixpunkte, die die Bands verbindet sind zu einem ihre Heimatstädte, die bekannt sind für den experimentellen Umgang mit Pop und seiner Neuinterpretation. Orientieren sich die Yeasayer am klassischen Popsong, den sie mit elektronischen Stilmitteln umgedeuten, stehen für Delphic die Verschmelzung von elektronisch produzierter Musik und Indierock im Vordergrund. Somit sind die Schritte von Yeasayer und Delphic zur Weiterentwicklung des Pop nicht durch Radikalität und der Abkehr des Alten begründet, sondern durch den Ausgleich der Kräfteverhältnisse der Stile, die als Inspiration dienen, mit dem Ergebnis, die Forderung der Progressivität aber auch Tanzbarkeit im klassischen Hörerverständnis zu befriedigen. Exemplarisch stehen dafür "ONE" von Yeasayer und "This Momentary" von Delphic.
Justus



Ausblick auf den Boxhagener Platz


Heute bin ich zufällig beim Warten auf die U-Bahn auf ein Werbeplakat gestoßen, dass meine Aufmerksamkeit auf mich gezogen hat. In großen Lettern stand darauf "Boxhagener Platz", was mich sofort aus dem Alltagstrott zog und beim weiteren studieren des Abgebildeten dazu führte, dass meine Benommenheit der vergangenden Schulstunden gänzlich verschwand. Denn dieses Plakat war keineswegs eine Werbung des Bezirks Friedrichhain-Kreuzberg für den stadtbekannten Platz, an dem an jedem Sonntag ein bunter Flohmarkt für die Hipster und alten Geier des Kiezes aufgebaut ist und zur Walburgesnacht, die ein oder andere Flasche fliegt, sondern für die Verfilmung des Romans von Torsten Schulze verfilmt über die skurrilen Ereignisse in Ostberlin zu Zeiten der Studentenrevolten im "kapitalistischen Ausland" an eben dieser kleinen Stadtoase .
Besonders die Darsteller lassen auf eine gute Umsetzung der Romanvorlage hoffen. Deswegen lasst uns im Kollektiv auf das schauspielerische Talent von Jürgen Vogel (bekannt aus jedem guten deutschen Film der letzten Jahre, wie es scheint) und Michael Gwisdek (Good Bye Lenin!, Herr Lehmann, Hilde) hoffen und allen anderen beteiligten Schauspielern.
Justus


Dienstag, 23. Februar 2010

Als Second-hand noch nicht Vintage gewesen ist

Ach du Scheiße, denkt Tristan, als er vor einem unendlichen Meer steht, das sich kompromisslos seinen Weg durch den Flohmarkt im Mauerpark gebahnt hat. Die Menschen drängen sich noch dichter aneinander als sonst und sowieso scheint der gesamte Prenzlauer Berg und jeder, der sich dazu zählt, auf diesen paar Quadratmetern versammelt zu sein, um die ersten Sonnenstrahlen seit Monaten mit einer kleinen Shoppingtour nach alten Jacken, Hosen und Kitsch zu kombinieren. Auch Tristan ist Teil der großen Masse und hat auf dem gegenüberliegenden Stand zwischen Nietengürteln und T-Shirts von Sonic Youth und The Smiths eine Lederjacke entdeckt. Nur leider ist zwischen dem Objekt der Begierde und ihm eben dieser See, aus geschmolzenem Eis und verseuchter Mauerparkerde, die den Winter genutzt hat sich von Holzkohlresten und umgekippten Bier zu erholen. Wie nun hinübergelangen? Mooses ist er nicht, und hinüberspringen liegt außerhalb seiner körperlichen Möglichkeiten, zwar hatte er im Kindergarten Ballettunterricht, aber ob sich diese sportliche Ertüchtigung nun auszahlt ist fraglich. Grübelt entdeckt er ein paar Holzbalken, die als improvisierte Brücken von einem Ufer zum anderen Ufer gelegt worden und balanciert grazil über die wankenden Bretter, immerhin zahlen sich jetzt seine Tanzkünste aus.
Selbstsicher und fachmännisch fragt Tristan nach dem Preis der alten Jacke, die augenscheinlich schon bessere Zeiten gesehen hatte und fällt in ein Loch ohne Boden, als die sympathische Verkäufern das Geheimnis lüftet. Resigniert winkt er ab und drückt und schuppst sich mit den Massen an den Verkaufsständen entlang und denkt, "das waren noch Zeiten, als Second-Hand noch nicht Vintage gewesen ist.

Alles wieder offen

Salut und Willkommen
es ist alles wieder offen, aus dem begleitenden Blog, "Schriftpropaganda" zur Radiosendung "Mundpropaganda Dilebagu", wird nun ein eigenständiger Blog, mit dem malerischen Namen "Mit Seifenblasen Jonglieren".
Das Konzept wird beibehalten, Popkultur und alles was sonst interessantes auf dem Erdball sich tummelt, wird in Text und Bild dokumentiert, dazu kommt noch ein teils autobiographischer, teils fiktiver Part, in dem Protagonist Tristan, der seine Welt versucht zu deuten und zu erklären.
Ich wünsche allen Lesern recht viel Freude und im voraus fröhliche Weihnachten.